Das Wichtigste in Kürze:
Scheidentrockenheit ist weit verbreitet, aber oft ein Tabuthema und das völlig zu Unrecht. Typische Symptome sind Juckreiz, Brennen, Schmerzen beim Sex und ein generelles Trockenheitsgefühl im Intimbereich. Ursachen können hormonelle Veränderungen, Stress, Medikamente oder falsche Intimhygiene sein.
Aber mit der richtigen Pflege, z. B. hormonfreien Feuchtcremes, Probiotika oder Gleitmitteln, lassen sich die Beschwerden meist gut in den Griff bekommen. Bei starken Symptomen oder Unsicherheiten solltest du das gynäkologisch abklären lassen.
Ein Tabuthema, das keins sein sollte
Scheidentrockenheit betrifft mehr Frauen, als du vielleicht denkst. Rund 14 Millionen Frauen allein in Deutschland. Trotzdem wird kaum darüber gesprochen. Dabei kann eine trockene Vagina den Alltag, die Intimität und das Wohlbefinden stark beeinträchtigen.
Besonders häufig tritt sie während der Wechseljahre auf, aber auch junge Frauen, Schwangere oder Stillende kennen das Gefühl von Trockenheit, Juckreiz oder Brennen im Intimbereich.
Was ist Scheidentrockenheit überhaupt?
Ganz einfach gesagt: Die Schleimhaut der Vagina produziert zu wenig Feuchtigkeit. Dadurch fühlt sich der Intimbereich trocken, empfindlich oder gereizt an.
Eine gesunde Vaginalschleimhaut:
- hält das Scheidenmilieu im Gleichgewicht (leicht sauer, pH-Wert 3,8–4,4),
- schützt vor Infektionen,
- unterstützt die natürliche Gleitfähigkeit beim Sex.
Ist dieses Gleichgewicht gestört, wird die Vagina trocken, manchmal spürbar, manchmal erst bei Reibung, z. B. durch Tampons oder Sex.

Symptome: Woran erkenne ich Scheidentrockenheit?
Die Anzeichen sind oft klar, aber viele ignorieren sie aus Scham oder Unsicherheit.
Typische Symptome:
- Trockenheitsgefühl im Intimbereich
- Juckreiz oder Brennen (besonders beim Sitzen, Gehen oder Sport)
- Schmerzen beim Sex (Dyspareunie)
- kleine Risse oder Blutungen
- Druckgefühl oder erhöhter Harndrang
- empfindliche, verletzliche Haut im äußeren Intimbereich
Achtung: Eine trockene Scheide kann auch zu Infektionen führen, etwa Blasenentzündungen oder Pilzinfektionen, weil die natürliche Schutzbarriere fehlt.

Wodurch entsteht Scheidentrockenheit?
Es gibt viele mögliche Ursachen, die hormonell, psychisch oder durch äußere Einflüsse begründet sind.
Hormonelle Ursachen
- Wechseljahre: Östrogenspiegel sinkt → Schleimhäute werden dünner & trockener
- Stillzeit & nach Geburt: hormonelles Ungleichgewicht
- Antibabypille: kann die Schleimhaut negativ beeinflussen
- Krebstherapie oder Hormonblocker: z. B. bei Brustkrebs
Erkrankungen & Medikamente
- Diabetes mellitus
- Bluthochdruck
- Multiple Sklerose
- Endometriose
- Psychische Erkrankungen & Antidepressiva
Psychische Faktoren
- Stress, Angst oder Unsicherheit
- mangelnde sexuelle Erregung
- negative Erfahrungen oder traumatische Erlebnisse
Äußere Einflüsse
- Übertriebene Intimhygiene (z. B. aggressive Seifen, Intimdeos)
- parfümierte Slipeinlagen, Gleitgele oder Tampons
- Rauchen & Alkohol
- synthetische Unterwäsche
Was tun bei Scheidentrockenheit?
Die gute Nachricht: Du musst dich nicht damit abfinden, denn es gibt viele wirksame Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern.
1. Hormonfreie Pflegeprodukte
Perfekt für Frauen, die keine Hormone möchten oder dürfen.
Geeignet sind:
- Feuchtigkeitscremes & Gele mit Hyaluron oder Milchsäure
- Vaginalzäpfchen oder Kapseln (z. B. mit pflanzlichen Ölen)
- Probiotika zur Stärkung der Scheidenflora<
Achte auf Produkte ohne Parfum, Farbstoffe oder Konservierungsmittel.
2. Hormontherapie (lokal oder systemisch)
Bei starkem Östrogenmangel kann eine gezielte Hormonbehandlung helfen. Lokal in Form von Zäpfchen, Ringen oder Cremes. Aber nur in Absprache mit der Ärztin!
3. Alltagstipps & Vorbeugung
- Baumwollunterwäsche tragen
- Intimbereich nur mit klarem Wasser reinigen
- auf sanfte Pflege achten (pH-neutral, keine Seife)
- beim Sex Gleitgel auf Wasserbasis verwenden
- ausreichend trinken (auch für die Schleimhäute!)

Was tun bei Beschwerden?
Wenn du trotz Pflege Beschwerden wie Jucken, Brennen oder Ausfluss hast, könnte eine Infektion vorliegen. Häufig sind:
- Scheidenpilz
- Bakterielle Vaginose
- Harnwegsinfekte
Bitte keine Selbstdiagnose mit Google-Bildern. Ein Schnelltest oder Arztbesuch bringt dir Klarheit.
Selbsttest: Leide ich unter Scheidentrockenheit?
Du bist unsicher, ob deine Beschwerden wirklich auf Scheidentrockenheit zurückzuführen sind? Dann mach jetzt unseren Selbsttest und finde es heraus.
Der Selbsttest ersetzt keinen Arztbesuch, kann dir aber eine erste Orientierung geben.
Drei spannende Fakten zur Scheidentrockenheit
- Fast jede zweite Frau über 45 leidet darunter.
- Auch junge Frauen können betroffen sein, z. B. durch Stress, die Pille oder Stillzeit.
- Vaginale Trockenheit ist kein Zeichen mangelnder Hygiene, ganz im Gegenteil: Überpflege ist oft die Ursache.
Häufige Fragen kurz beantwortet
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Was hilft schnell bei Scheidentrockenheit?
Hormonfreie Feuchtcremes oder Gleitgele schaffen oft sofortige Linderung.
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Kann ich auch Hausmittel verwenden?
Kokosöl oder Aloe Vera werden häufig genannt, aber bitte nur, wenn du keine Allergien hast und am besten nach Rücksprache mit der Gynäkologin.
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Wann sollte ich zum Arzt?
Wenn du Schmerzen, Brennen, veränderten Ausfluss oder häufige Infektionen hast – lieber einmal zu viel als zu wenig abklären lassen.
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Ist Gleitgel dasselbe wie Feuchtcreme?
Nein. Gleitgel wird punktuell beim Sex verwendet, Feuchtcreme pflegt langfristig die Schleimhäute.
Quellen:
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https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2023/daz-47-2023/hilfe-bei-scheidentrockenheit
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https://register.awmf.org/assets/guidelines/015-062l_S3_HT_Peri-Postmenopause-Diagnostik-Interventionen_2021-01.pdf
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https://www.apotheke-am-medizinzentrum.de/gesundheitsbibliothek/index/scheidentrockenheit/
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https://menopause-zentrum.com/lexikon-artikel/scheidentrockenheit/
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https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/medizin/frauengesundheit/scheidentrockenheit-1286222