Scheidentrockenheit und Lichen Sclerosus

DR VIVIEN KARL Scheidentrockenheit Lichen Sclerosus Frau mit Schatten

Lichen Sclerosus (LS) ist eine chronische, gutartige Hauterkrankung, die hauptsächlich den Intimbereich betrifft und vor allem Frauen in den Wechseljahren treffen kann. LS ist die häufigste nicht infektiöse Hauterkrankung der Vulva - das bedeutet, dass sie nicht durch Allergien oder Infektionen hervorgerufen wird. Trotz seiner Prävalenz (Häufigkeit) und potenziell schwerwiegenden Auswirkungen bleibt Lichen Sclerosus oft ein wenig diskutiertes und missverstandenes Thema in der medizinischen Gemeinschaft und der breiten Öffentlichkeit. Angesichts der körperlichen und hormonellen Umwälzungen während der Wechseljahre ist es wichtig, ein gutes Verständnis für die Krankheit und ihre Relevanz zu entwickeln, um sie im Falle des Falles erkennen zu können und besonders auf gute Intimpflege achten zu können.

Was ist Lichen Sclerosus genau?

Der Erkrankungsname leitet sich von Flechten ab, die auf der Rinde von Bäumen wachsen, da die Lichen Sclerosus im fortgeschrittenen Krankheitsstadium durch weißlich, derbe, leicht erhabene Flecken gekennzeichnet ist. Es kommt aus dem Griechischen von λειχήν (leichén) Flechte und σκληρός (sklerós) trocken, hart.

Obwohl Lichen Sclerosus bei Menschen beider Geschlechter und aller Altersgruppen auftreten kann, sind Frauen in den Wechseljahren besonders häufig betroffen. Die Krankheit wird oft durch eine Kombination von immunologischen, hormonellen und genetischen Faktoren verursacht, wobei die genauen Ursachen noch Gegenstand intensiver Forschung sind.

Statistisch gesehen tritt Lichen Sclerosus bei etwa 1 von 1.000 Personen auf, jedoch ist die Dunkelziffer wahrscheinlich höher, da viele Fälle unerkannt oder undiagnostiziert bleiben. 

Die Symptome von Lichen Sclerosus sind vielfältig, aber typischerweise gehören dazu weißliche, manchmal leicht erhabene Flecken. Im Frühstadium tritt die Erkrankung oft als braunrotes Ekzem in Erscheinung. Auch können weißlich, glänzende Hautareale auftreten, die zu größeren, dünneren Hautstellen werden können. Diese Bereiche sind oft extrem juckend und können Risse oder Blutungen aufweisen, insbesondere wenn sie im empfindlichen Intimbereich auftreten. Im späten Stadium kann es zur Narbenbildung oder Hautschrumpfung kommen, die in ausgeprägten Fällen zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sowie auch beim Absetzen von Harn- oder Kot führen können. Nicht abheilende Hautveränderungen mit einer unregelmäßigen Oberfläche und Knötchenbildung sollten sorgfältig beobachtet und abgeklärt werden, da ein Risiko für eine bösartige Veränderung besteht. In den Wechseljahren sollten Frauen auf Anzeichen wie anhaltenden Juckreiz, Veränderungen der Hauttextur oder Empfindlichkeit und Brennen im Intimbereich besonders achten und bei Verdacht umgehend medizinische Beratung suchen.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ätiologie (Lehre von Krankheitsursachen) von Lichen Sclerosus ist komplex und nicht vollständig verstanden, aber die Forschung hat mehrere potenzielle Ursachen und Risikofaktoren identifiziert, die zur Entwicklung der Krankheit beitragen können. Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass Lichen Sclerosus eine multifaktorielle Erkrankung ist, bei der immunologische, genetische und hormonelle Faktoren zusammenwirken.

Immunologische Aspekte spielen eine Rolle, da oft eine übermäßige Immunreaktion in den betroffenen Hautbereichen beobachtet wird. Dies deutet darauf hin, dass der Lichen Sclerosus möglicherweise eine autoimmune Komponente hat, bei der das Immunsystem fälschlicherweise gesunde Hautzellen angreift. Genetische Prädispositionen sind ebenfalls von Bedeutung, da Fälle von Lichen Sclerosus häufiger bei Personen mit einer Familienanamnese der Krankheit auftreten.

Hormonelle Veränderungen sind besonders relevant für Frauen in den Wechseljahren. Die Abnahme der Östrogen- und Testosteronspiegel während dieser Lebensphase kann die Haut dünner und anfälliger für Verletzungen machen, was das Risiko für die Entwicklung von Lichen Sclerosus erhöhen kann. Darüber hinaus können hormonelle Schwankungen das Immunsystem beeinflussen, was wiederum Auswirkungen auf die Entstehung und den Verlauf von autoimmunen und entzündlichen Zuständen wie Lichen Sclerosus haben könnte.

Zusätzlich zu diesen Faktoren können auch chronische Reizungen und Verletzungen im Genitalbereich das Risiko für einen Lichen Sclerosus erhöhen. 

Es ist wichtig zu betonen, dass viele Frauen mit Risikofaktoren nie Lichen Sclerosus entwickeln und dass die Krankheit auch bei Personen ohne erkennbare Risikofaktoren auftreten kann. Die Forschung zu Lichen Sclerosus ist aktiv und entwickelt sich ständig weiter, mit dem Ziel, ein besseres Verständnis der Ursachen zu erlangen und effektivere Behandlungen zu entwickeln.

Diagnose und Früherkennung

Eine korrekte Diagnose von Lichen Sclerosus ist entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung und kann das Risiko von Komplikationen verringern. Die Diagnose beginnt typischerweise mit einer gründlichen Anamnese und einer körperlichen Untersuchung durch einen Facharzt oder eine Fachärztin, zum Beispiel einen Dermatologen oder eine Gynäkologin. Ärzt:innen suchen nach den charakteristischen weißen Flecken und anderen Hautveränderungen, die für einen Lichen Sclerosus typisch sind. In einigen Fällen kann eine Biopsie erforderlich sein, um die Diagnose zu bestätigen und andere Hauterkrankungen auszuschließen. Dabei wird eine kleine Hautprobe entnommen und mikroskopisch untersucht.

Die Früherkennung von Lichen Sclerosus ist von hoher Bedeutung, besonders für Frauen in den Wechseljahren. Denn eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können helfen, die Symptome zu kontrollieren, die Hautstruktur zu bewahren und das Risiko von Narbenbildung und anderen langfristigen Hautschäden zu minimieren. Regelmäßige gynäkologische Untersuchungen und Hautkontrollen sind daher für Frauen, insbesondere für diejenigen in und nach den Wechseljahren, unerlässlich.

Einige Symptome von Lichen Sclerosus erfordern eine sofortige medizinische Beratung. Dazu gehören anhaltender Juckreiz, Schmerzen oder Empfindlichkeit im Intimbereich, Blutungen, oder sichtbare Veränderungen der Haut wie weiße Flecken. Auch wenn diese Symptome durch andere, weniger ernsthafte Bedingungen verursacht werden können, ist eine frühzeitige Abklärung durch einen Arzt oder eine Ärztin wichtig, um die Ursache zu bestimmen und eine angemessene Behandlung einzuleiten.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung von Lichen Sclerosus zielt darauf ab, Symptome zu lindern, fortschreitende Hautveränderungen zu verhindern und die Lebensqualität zu verbessern. LS kann mit kortikoid-haltigen Salben behandelt werden, welche insbesondere im Genitalbereich den störenden Juckreiz lindern und die Entzündungen abklingen lassen können. Werden diese regelmäßig auf den betroffenen Stellen angewendet, verschwinden beim Großteil der Betroffenen die Beschwerden. Führt das Auftragen von Kortison-Cremes nicht zum Erfolg, kann der behandelnde Arzt oder die Ärztin das Kortison auch direkt in die Haut der betroffenen Gebiete spritzen. Versuchsweise können auch Salben angewendet werden, die das Immunsystem ein Stück weit unterdrücken. Starke Hautveränderungen können einen operativen Eingriff notwendig machen.

Obwohl diese Behandlungen oft wirksam sind, ist es wichtig, sich der möglichen Nebenwirkungen bewusst zu sein. Langfristige Anwendung starker topischer Steroide kann beispielsweise zu Hautverdünnung führen. Daher müssen Behandlungspläne individuell angepasst und regelmäßig von einem Facharzt überwacht werden.

Zusätzlich zur medikamentösen Behandlung können Selbstfürsorgetechniken und Anpassungen des Lebensstils dazu beitragen, Symptome zu lindern und die Hautgesundheit zu fördern. Dazu gehören die Verwendung milder Intimpflegeprodukte mit einem passenden (leicht sauren) pH-Wert, das Tragen lockerer, atmungsaktiver Kleidung und das Vermeiden von Reizstoffen, die Juckreiz oder Irritationen auslösen können. Wenn du mehr über die richtige Intimpflege wissen möchtest, schau doch mal bei diesem Blog-Artikel vorbei.

Der Einfluss der Wechseljahre

Während der Wechseljahre können hormonelle Schwankungen und dadurch verursachte Intimtrockenheit die Haut empfindlicher und anfälliger für den Lichen Sclerosus machen. Die verringerte Produktion von Östrogen kann zu Trockenheit und Elastizitätsverlust der Haut führen, was die Symptome von Lichen Sclerosus verschlimmern kann. Daher kann es für Frauen in den Wechseljahren besonders wichtig sein, eng mit einem Facharzt oder einer Ärztin zusammenzuarbeiten, um einen individuell angepassten Behandlungsplan zu entwickeln.

In einigen Fällen kann eine Hormonersatztherapie diskutiert werden, obwohl ihr Nutzen speziell für Lichen Sclerosus nicht eindeutig belegt ist. Entscheidungen über solche Behandlungen müssen sorgfältig abgewogen und auf die individuellen Bedürfnisse und Risikofaktoren einer jeden Frau abgestimmt werden.

 

Quellen:

- https://www.frauenaerzte-im-netz.de/aktuelles/meldung/lichen-sclerosus-eine-chronische-hauterkrankung-im-genitalbereich/

- https://www.aerzteblatt.de/archiv/178786/Lichen-sclerosus-Beratungsanlass-Diagnose-und-therapeutisches-Procedere

- https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/erkrankungen/lichen-sclerosus

Foto: von Anna Tarazevich auf Unsplash  

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