Scheidentrockenheit und Medikamente: Diese Risiken gibt es

DR VIVIEN KARL Intimpflege Pillen von oben

In der Welt der Medikamente und Gesundheit gibt es oft Nebenwirkungen, die wir nicht sofort in Betracht ziehen. Eine davon ist die Scheidentrockenheit - nicht nur in der Menopause oder der Perimenopause als Symptom bekannt, sondern auch als Nebenwirkung von verschiedenen Medikamentengruppen. In diesem Artikel werfen wir einen genauen Blick darauf, welche Medikamente Scheidentrockenheit verursachen können und wie sich dies auf die vaginale Gesundheit auswirkt. Von Antidepressiva über Antihistaminika bis hin zu hormonellen Verhütungsmitteln - wir decken auf, wie diese gängigen Medikamente die Intimgesundheit beeinflussen und was Frauen tun können, um diese Herausforderung zu bewältigen.

Welche Medikamente können Scheidentrockenheit verursachen?

Scheidentrockenheit ist eine Nebenwirkung, die bei der Einnahme verschiedener Medikamentengruppen auftreten kann. Zu den bekanntesten gehören:

Antidepressiva

Antidepressiva sind effektiv zur Linderung von Depressionssymptomen, können jedoch als Nebenwirkung die sexuelle Funktion und die vaginale Gesundheit beeinträchtigen. Mehr als die Hälfte der schwer depressiven Personen, die Antidepressiva einnehmen, erleben sexuelle Funktionsstörungen.


Dies liegt daran, wie die meisten Antidepressiva funktionieren: Sie hemmen Serotonintransporter und steigern so die Serotoninkonzentration im Gehirn. Forschende vermuten, dass der erhöhte Serotoninspiegel Lust und Erregung negativ beeinflusst, da er die Wirkung von Dopamin und Noradrenalin, zwei wichtigen Neurotransmittern in der Lust- und Erregungsphase, einschränkt. Zusätzlich reduzieren bestimmte Antidepressiva, wie SSRIs, den Stickstoffmonoxidspiegel im Blut, was für die Erweiterung der Blutgefäße und die Erregung im Intimbereich wichtig ist.


Als Konsequenz erleben Frauen vaginale Trockenheit, verminderte Libido oder Probleme mit der sexuellen Erregung. Auch der Orgasmus kann erschwert sein. Antidepressiva beeinträchtigen jedoch nicht nur die sexuelle Gesundheit und Funktion von Frauen, sondern auch die von Männern, die unter Erektionsstörungen und Ejakulationsproblemen leiden können. Frauen sind generell anfälliger für Depressionen als Männer und das Risiko für psychische Erkrankungen steigt bei ihnen in den Wechseljahren weiter an.


Wenn du noch mehr über den Zusammenhang von Psyche, Antidepressiva und vaginaler / sexueller Gesundheit wissen möchtest, schau dir doch mal diesen Blog-Artikel an: https://drvivienkarl.com/blogs/wissen/antidepressiva-und-sexuelle-gesundheit-das-musst-du-wissen 

Antihistaminika

Antihistaminika, häufig eingesetzt zur Linderung von Allergiesymptomen, können eine unerwartete Nebenwirkung auf die vaginale Gesundheit haben: Sie führen möglicherweise zu Scheidentrockenheit. Dies ist auf ihre Hauptfunktion zurückzuführen, die Histaminblockade. Histamin spielt eine wichtige Rolle in verschiedenen Körperfunktionen, einschließlich der Regulation der Schleimproduktion. Durch die Blockierung von Histaminrezeptoren reduzieren Antihistaminika die Feuchtigkeitsproduktion im Körper, was nicht nur die typischen allergischen Reaktionen wie Niesen und laufende Nasen dämpft, sondern auch die natürliche Lubrikation in der Vagina beeinträchtigen kann.

Die Verringerung der vaginalen Feuchtigkeit durch Antihistaminika kann für Frauen unangenehme Folgen haben, vor allem in Bezug auf Komfort und sexuelle Gesundheit. Scheidentrockenheit kann zu Reizungen, Juckreiz und Schmerzen im Intimbereich führen, insbesondere während des Geschlechtsverkehrs. Diese Situation kann nicht nur physisch unangenehm sein, sondern auch emotionale und psychische Belastungen verursachen. Es ist daher wichtig, dass Frauen, die regelmäßig Antihistaminika einnehmen und Symptome von Scheidentrockenheit bemerken, dieses Problem mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin besprechen, um mögliche Alternativen oder unterstützende Behandlungen zu erörtern.

Hormonelle Verhütungsmittel

In modernen hormonellen Verhütungsmitteln sind die Mengen an Geschlechtshormonen bewusst niedrig gehalten, um den Körper weniger zu belasten und die Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen zu reduzieren. Jedoch kann gerade diese niedrige Dosierung zu Scheidentrockenheit führen. Der Grund dafür liegt in der Bedeutung der Geschlechtshormone für die Feuchtigkeitsversorgung der Vagina. Da die Pille die natürliche Produktion von Östrogen im Körper reduziert, kann es passieren, dass die Östrogenkonzentration nicht ausreicht, um die Scheidenhaut ausreichend feucht zu halten und aufzubauen.
Östrogen spielt eine entscheidende Rolle für die Gesundheit der Vaginalhaut. Es fördert den Aufbau und die Regeneration der Zellen, hält das Gewebe elastisch durch die Anregung der Bildung von elastischen Fasern wie Kollagen und Hyaluronsäure und unterstützt eine gute Durchblutung sowie Befeuchtung der Vaginalhaut. Dies trägt auch zu einer gesunden Scheidenflora bei. Daher kann ein Östrogenmangel zu Scheidentrockenheit führen. Dies ist übrigens auch in der Menopause die Ursache von Scheidentrockenheit.

Wenn du noch mehr über den Einfluss von der Antibabypille auf die Intimgesundheit wissen möchte, lies hier weiter: https://drvivienkarl.com/pages/scheidentrockenheit-durch-verhuetungsmittel 

Antibiotika

Antibiotika zielen primär darauf ab, die krankheitserregenden Bakterien zu eliminieren, können dabei jedoch auch nützliche Bakterien angreifen, die sich auf den Schleimhäuten befinden. Insbesondere die Laktobazillen in der Vagina, die für ein saures und gesundes Milieu sorgen, können betroffen sein. Wenn deren Anzahl abnimmt, steigt der pH-Wert an, was ein ideales Umfeld für verschiedene Keime, einschließlich Hefepilze, schafft und deren Ausbreitung begünstigt. So können nach mehrtägiger Einnahme von Antibiotika Pilzinfektionen und Scheidentrockenheiten mit höherer Wahrscheinlichkeit auftreten.

Krebstherapie

Nicht im direkten Sinne als Nebenwirkung von Medikamenten, aber auch in der Krebstherapie kann Scheidentrockenheit eine der vielen und belastenden Nebenwirkungen sein. Dies ist insbesondere bei Behandlungen, die auf Brust-, Gebärmutter- oder Eierstockkrebs abzielen, häufig der Fall. Chemotherapien, Strahlentherapien sowie hormonbasierte Behandlungen können zu einem signifikanten Rückgang der Östrogenproduktion führen, was wiederum die Feuchtigkeit und Elastizität der vaginalen Schleimhäute verringert. Diese Veränderungen können nicht nur zu Trockenheit führen, sondern auch zu Juckreiz, Brennen und Schmerzen im Intimbereich, was sowohl den Alltag als auch die Intimgesundheit der betroffenen Frauen beeinträchtigt. Wenn du genauere Informationen über Scheidentrockenheit während der Krebstherapie herausfinden möchtest, schau dir diesen Artikel an: https://drvivienkarl.com/pages/scheidentrockenheit-durch-krebstherapie

Scheidentrockenheit vorbeugen

In allen der oben genannten Fällen nehmen die Frauen die Medikamente ja nicht “zum Spaß”, sondern weil sie es aufgrund von Krankheit, Verhütung oder Allergien müssen und es quasi das kleinere Übel darstellt. Die Medikamente nicht zu nehmen und so Scheidentrockenheit vorzubeugen, ist demnach in den meisten Fällen keine Option. Deshalb geben wir hier ein paar Tipps, wie du deine Intimgesundheit im Alltag unterstützen kannst, um das Risiko für Trockenheit und Infektionen so weit zu minimieren, wie es eben möglich ist. 

  1. Die richtige Kleidung: Vermeide zu enge Kleidung und entscheide dich lieber für locker sitzende Kleidung und Baumwollunterwäsche, was die Luftzirkulation fördert und die Feuchtigkeit im Intimbereich reduziert. Dies ist wichtig, denn Feuchtigkeit begünstigt das Wachstum von Bakterien und Pilzen, was zu Infektionen führen kann. Außerdem ist es wichtig, die Unterwäsche täglich zu wechseln und bei 60 Grad zu waschen.
  2. Reinigung des Intimbereichs: Wenn du deine Vulva waschen möchtest, reicht es, dafür lauwarmes Wasser zu benutzen. Achte darauf, dass du deinen Intimbereich nicht zu oft oder zu stark wäscht. Wenn du ein Pflegeprodukt beim Waschen verwenden möchtest, vielleicht aufgrund von Intimtrockenheit, achte unbedingt darauf, dass keine reizenden Inhaltsstoffe oder Duftstoffe enthalten sind und sie den richtigen pH-Wert für deinen empfindlichen Intimbereich hat. 
  3. Regelmäßige Intimpflege: Eine auf den pH-Wert deiner Vagina abgestimmte Pflegecreme kann deinen Intimbereich zusätzlich mit Feuchtigkeit pflegen - wenn die Hände im Winter trocken sind, verwendest du ja sicher auch häufiger mal eine Handcreme - mit dem Intimbereich kannst du das genauso handhaben. Es ist nur umso wichtiger, dass du auf hochwertige, natürliche Inhaltsstoffe achtest. 


Neben diesen drei Bereichen gibt es noch andere Routinen, die du dir angewöhnen kannst, um deine Vaginalgesundheit zu unterstützen. In diesem Blogartikel kannst du noch mehr nachlesen: https://drvivienkarl.com/blogs/lifestyle-wellness/intimpflege-im-alltag 

Fazit

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es zwar nicht immer zu vermeiden ist, dass durch Medikamente die Vaginalgesundheit angegriffen wird und eine Scheidentrockenheit entsteht. Trotzdem ist es gut, sich zu informieren und zu verstehen, woher diese Nebenwirkungen kommen, um im Fall der Fälle nicht verunsichert zu werden und Strategien entwickeln zu können, wie die Intimgesundheit zusätzlich unterstützt werden kann.

 

Foto von The Tonik auf Unsplash

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